Stellen Sie sich vor, Sie treffen jemanden, der Sie nicht kennt. Und diese Person fragt Sie nicht wie häufig: „… und, was machst Du so?“, sondern fragt: „… und, wer bist Du so?“. Die weitaus schwerere Frage. Wie kann man sagen, wer man ist, ohne die eigene Lebensgeschichte nachzuerzählen? Man muss eine Auswahl treffen. Die Summe aller eigenen Erfahrungen ist überaus komplex. Man muss sie reduzieren und stellt eine Auswahl von Werten, Fähigkeiten und Erlebnissen zusammen, von denen man den Eindruck hat, dass sie der derzeitigen Situation angemessen sind.
Merken Sie, dass das ganz erstaunlich ist, wenn man mal so genau darüber nachdenkt? Man erzählt etwas über sich. Das heißt, man nimmt wie in einem Roman die Position eines Beobachters ein, und entwickelt eine Geschichte. Diese Erzählung über sich selbst verändert sich natürlich fortwährend, denn neue Erfahrungen kommen hinzu. Es macht einen Unterschied, wem man seine Geschichte erzählt und es macht einen Unterschied, mit welcher Absicht dies geschieht. Es spielen so viele Faktoren eine Rolle, dass man selten die gleiche Geschichte über sich erzählt.
Warum erzähle ich Ihnen das? Weil das bedeutet, dass wir mitentscheiden können, welche Geschichte wir auswählen. Ob wir gewissermaßen eine Tragödie oder eine Heldengeschichte aus dem Fundus unserer Erlebnisse machen. Oder etwas dazwischen. Entscheidend ist, dass Sie selbst festlegen, wie es sein darf. Wie Sie wissen, hat natürlich auch jede Geschichte eine Wirkung auf den Hörer und auf den Erzähler, auf seine Stimmung und sein Erleben. Sie merken also, es gibt hilfreiche und erhellende Geschichten, die man über sich selbst berichten kann. Warum sie dann nicht nutzen?
Übrigens: Der amerikanische Psychiater Milton H. Erickson war Meister in der Anwendung ganz eigener hilfreicher Geschichten, so sagt man. Auf der Seite des Milton Erickson Instituts in Hamburg finden Sie eine Reihe von Erzählungen, die zum Schmunzeln und Nachdenken anregen. Hier ist der link: Milton Erickson Institut – Unterhaltsames